FACHKONFERENZ 2024: Vorträge & Workshops

FACHVORTRÄGE

„Gelebte und gelernte Partizipation: 8 Jahre Bürgerbeteiligung in Wuppertal“ – Clara Utsch & Nina Kotissek, Stadt Wuppertal

Welche etablierten Methoden und innovativen Ansätze der Bürgerbeteiligung werden in Wuppertal verfolgt? Wie hat das Team eine Partizipationskultur in der Verwaltung aufgebaut? Was macht das Wuppertaler Bürger*innenbudget so besonders? Oder warum gibt es hier eigentlich keine (aktuelle) Vorhabenliste mehr? Clara Utsch und Nina Kotissek berichten aus ihren langjährigen Erfahrungen. Sie sprechen über Herausforderungen und Learnings der Beteiligungspraxis in Wuppertal und wagen einen Blick in die Zukunft.

„Möglichkeiten, Grenzen und Herausforderungen digitaler Bürgerbeteiligung.
Aktuelle Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis“ – Dr. Dennis Frieß, Düsseldorfer Institut für Internet und Demokratie (DIID)

Politische Beteiligung ist ungleich verteilt. Daran werden und können auch digitale Beteiligungsoptionen nicht viel ändern. Vor dem Hintergrund dieses pessimistischen Tenors geht Dr. Dennis Frieß in seinem Vortrag zunächst auf bekannte Faktoren und Ressourcen ein, die politische Beteiligung erklären können.

Davon ausgehend stellt der Referent anschließend mobilisierende Elemente vor und gibt Beispiele, wie die Organisator:innen von Beteiligungsprozessen die Aktivierung fördern können.

Die vorgestellten Erkenntnisse stützen sich im Wesentlichen auf ein im Sommer 2023 abgeschlossenes Forschungsprojekt. Dabei wurden auf Basis einer umfangreichen Literaturanalyse sowie im Dialog mit verschiedenen Zielgruppen und Beteiligungsexpert:innen aus Wissenschaft und Praxis verschiedene Mobilisierungsfaktoren zusammengetragen.

WORKSHOPS, PRAXISTALKS & BEST PRACTICE

Personen im Stuhlkreis. Diskussion und Austausch beim Praxistalk. Bei der Fachkonferenz 2024 gibt es vier Praxistalks zu interessanten Themen wie Verkehrswende, Verkehrsversuch, KI in der Bürgerbeteiligung, Digital Twin und Bürgerkommunikation bzw. Bürgerservice.

Am Nachmittag stehen Praxisgespräche und Workshops zu verschiedenen Themenfeldern auf dem Programm. Dabei werfen wir gemeinsam einen Blick auf spannende Themen wie Verkehrswende und autofreie Zonen in der Innenstadt. Es geht um den Einsatz von KI in der digitalen Öffentlichkeitsbeteiligung sowie um interaktive und spielerische Visualisierung bei Planungsprozessen und Beteiligungsvorhaben. Ebenso wollen wir betrachten, wie sich ein intensiverer Bürgerdialog auf die Arbeit und die Prozesse in der Verwaltung auswirkt. Unsere Referent:innen stellen Best Practice Beispiele vor, sprechen über Learnings und Herausforderungen und freuen sich auf den Erfahrungsaustausch mit Ihnen.

Mit dabei sind u.a.

  • Clara Utsch, Leiterin vom Team Bürgerbeteiligung & Bürgerengagement der Stadt Wuppertal
  • Dr. Dennis Frieß, wissenschaftlicher Koordinator des Düsseldorfer Institut für Internet und Demokratie (DIID)
  • Anna Quos, Referentin des Oberbürgermeisters und Stabsstelle Bürgerkommunikation der Stadt Hamm
  • Dennis Ritter, Stabsstelle Bürgerkommunikation der Stadt Hamm

„6.500 Fragebögen, 85 m Fußgängerzone und ein Jahr Verkehrswende zum Anfassen – Praxisbeispiel Verkehrsexperiment Laurentiusplatz – Clara Utsch, Leiterin Bürgerbeteiligung & Bürgerengagement, Stadt Wuppertal

Verkehrsversuche sind en vogue. Sie versprechen kurzfristige Veränderungen, ohne Altbekanntes gleich abzuschaffen, und bieten einen Experimentierzeitraum, in dem immer wieder nachjustiert werden kann. Auch in Wuppertal gab es einen solchen Verkehrsversuch. 2021 hat die Bezirksvertretung Elberfeld beschlossen, dass der Streckenabschnitt vor dem beliebten Laurentiusplatz vom motorisierten Verkehr befreit und versuchsweise zur Fußgängerzone wird. Anwohnende, Einzelhändler:innen, Gastronomiebetreibende und Nutzer:innen waren von der temporären Einführung der Fußgängerzone betroffen. Neben der Sorge um wegfallende Parkplätze und sinkende Umsatzzahlen gab es auch Hoffnung auf mehr Außengastronomie, weniger Verkehrslärm und mehr Raum für Begegnungen. Der einjährige Verkehrsversuch wurde mit einem mehrstufigen Bürgerbeteiligungsverfahren begleitet. Clara Utsch stellt das Projekt vor und diskutiert mit Ihnen über die Learnings.

„KI in der digitalen Öffentlichkeitsbeteiligung. Cocreativer Workshop zur Identifikation von KI-Bedarfen in digitalen Diskursen“, Dr. Dennis Frieß, wissenschaftlicher Koordinator beim DIID

Können auf künstlicher Intelligenz (KI) basierte Instrumente digitale Öffentlichkeitsbeteiligung unterstützen? Diese Frage steht im Fokus des co-creativen Workshops. Dafür stellt Dr. Dennis Frieß einleitend einige KI-Instrumente vor, die potenziell in Beteiligungsprozesse integriert werden könnten. Diese werden danach gemeinsam mit den Teilnehmer:innen diskutiert und priorisiert.

Das übergeordnete Ziel des Workshops soll es sein, die Potenziale KI-basierter Instrumente für digitale Beteiligungsprozesse auszuloten und praktische Anwendungsbereiche zu identifizieren. Der Workshop soll dabei einen Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis herstellen und ist für die anwendungsorientierte Forschung von unschätzbarem Wert. Die Teilnehmer:innen leisten somit einen Beitrag zur integrierten Technikentwicklung in einem aktuellen Forschungsprojekt des DIID.

„Sag´s Hamm: Wie das neue Beteiligungsportal den Bürgerdialog und die Arbeit der Stadtverwaltung verändert hat“ – Anna Quos, Referentin des Oberbürgermeisters und Stabsstelle Bürgerkommunikation der Stadt Hamm  & Dennis Ritter, Stabsstelle Bürgerkommunikation der Stadt Hamm

Um Anliegen an die Stadtverwaltung heranzutragen, setzte die Stadt Hamm lange Zeit auf eine Formular-Lösung. Die Bürger:innen konnten darüber Hinweise und Mängel online einreichen, die Bürgeranliegen wurden anschließend per E-Mail an die zuständige Stelle weitergeleitet. Das funktionierte, doch in Summe entstand so ein enorm hoher Bearbeitungsaufwand für die Verwaltung mit einem geringen Ertrag: Viele Bürger:innen erhielten weder abschließende noch einheitliche Rückmeldungen und Anliegen konnten schlecht nachvollzogen werden.

Die Stadt Hamm führte deshalb 2023 das Portal Sag’s Hamm ein. Im Praxistalk stellen Anna Quos und Dennis Ritter das Portal vor. Sie sprechen darüber, wie Sag´s Hamm die Stadtverwaltung durch verschiedene Funktionalitäten dabei unterstützt, die Prozesse möglichst einfach, strukturiert und medienbruchfrei abzuwickeln und wie sich der Dialog mit den Bürger:innen dadurch verändert hat.

„Mit ‚DeineStadt‘ die Zukunft spielerisch erleben: Gamification in der Bürgerbeteiligung für Planungsvorhaben“ – Theresa Lotichius, Geschäftsführerin der wer denkt was GmbH & Antonio Arcudi, Teamleiter Dialog & Partizipation der wer denkt was GmbH

Wie wird es für junge Menschen attraktiver, sich an kommunalen Planungsvorhaben zu beteiligen? Das Projekt DeineStadt will einen interaktiven, spielerischen Ansatz im Digitalen Zwilling testen.

Nach einer kurzen Vorstellung der Ziele und des aktuellen Stands des praxisnahen BMBF-geförderten Forschungsprojekts wird in unserem Praxistalk der Aufbau der Vergleichsstudie im Fokus stehen.

So soll in 2025 die Frage geklärt werden, ob der spielerische Ansatz die Motivation zum Mitmachen stärkt. Dazu werden zwei Beteiligungsveranstaltungen konzipiert, die inhaltlich und formal möglichst ähnlich sind, sich aber im Einsatz des Demonstrators („Spiels“) unterscheiden. Wir diskutieren gemeinsam, welche Besonderheiten zu beachten sind und wie die Aktivierung gelingen kann.