BETEILIGUNGSMETHODEN (GLOSSAR)
Wenn Sie sich für die verschiedenen Beteiligungsformate bzw. Beteiligungsmethoden interessieren und mehr dazu erfahren möchten, dann sind Sie an dieser Stelle richtig.
In unserem Glossar haben wir neben der Beschreibung der Beteiligungsmethoden und -formate mögliche Einsatzgebiete herausgearbeitet und die Vor- und Nachteile der jeweiligen Methode benannt. Zu beachten ist, dass die Beteiligungsmethoden immer flexibel einsetzbar sind. Jedes der beschriebenen Formate setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen, die variiert und kombiniert werden können.
Unter Anliegenmanagement versteht man onlinegestützte Softwaresysteme, mittels derer Bürgerinnen und Bürger Anliegen, Beschwerden, Schäden sowie Mängel im öffentlichen Raum (Straßenschäden, defekte Beleuchtung, Verschmutzung etc.) melden können – siehe auch: Mängelmelder.
Meldeplattformen im Internet ermöglichen es den Nutzenden dabei, die zuständige Fachverwaltung schnell und einfach darüber zu informieren, wo Handlungsbedarf besteht. Mithilfe einer mobilen Smartphone-App wie dem Mängelmelder können die Bürgerinnen und Bürger direkt ein Foto des Mangels an die Kommune senden. So können die jeweils zuständigen Mitarbeitenden der Kommune direkt vom Schreibtisch aus eine erste Einschätzung vornehmen. Die via App mitgelieferten GPS-Daten machen es einfach, den gemeldeten Mangel zu finden.
Eine Beteiligungsplattform ist eine digitale Plattform zur Organisation und Abwicklung von Online-Beteiligungsprozessen. Somit stellt eine Beteiligungsplattform ein wesentliches Instrument der E-Partizipation dar. Über eine Beteiligungsplattform können sich Bürgerinnen und Bürger nicht nur informieren. Sie können der Politik auch ihre Standpunkte zu vordefinierten oder frei wählbaren Themenbereichen mitteilen. Darüber hinaus bietet eine Beteiligungsplattform die Möglichkeit, mit anderen Nutzenden zu diskutieren sowie eigene Ideen, Vorschläge und Meinungen einzubringen und somit den politischen Entscheidungsprozess zu beeinflussen – siehe auch: Software und Werkzeuge.
Ein Beteiligungsworkshop findet meist als Präsenzveranstaltung mit bis zu ca. 30 Teilnehmenden statt und kann sehr unterschiedliche Beteiligungsgegenstände behandeln. Alternativ sind auch Online-Formate unter Nutzung eines Videotelefonietools möglich, wobei eine Präsenzveranstaltung vorzuziehen ist. Nach einem kurzen Impulsvortrag wird eine Diskussion zum Beteiligungsthema gestartet und die geäußerten Ideen und Anregungen werden auf einer Pinnwand visualisiert. Dabei kann die Diskussion durch die Moderation auf vielfältige Weise strukturiert werden; etwa, indem zuerst die positiven und negativen Aspekte eines Themas herausgearbeitet werden, um im Anschluss gemeinsam an Lösungsvorschlägen zu arbeiten. Beteiligungsworkshops können als einzelne Veranstaltungen oder als Veranstaltungsreihen durchgeführt werden. Dieses Veranstaltungsformat kann sehr gut mit verschiedenen Online-Beteiligungsformaten kombiniert werden.
Offene Umfrage
Eine offene Umfrage bezeichnet ein Erhebungsverfahren, bei dem der Zugang zu der Umfrage für eine unbestimmte Anzahl von Personen offensteht, also nicht zugangsbeschränkt ist. Der Fragebogen kann so von vielen unterschiedlichen Personen unkompliziert bearbeitet werden. Dies ermöglicht in der Auswertung mit wenig Aufwand ein diversifiziertes Meinungsbild innerhalb einer grob bestimmbaren Personengruppe zu ermitteln. Allerdings ist die externe Validität (Generalisierbarkeit der Ergebnisse) dieser Verfahren oft eingeschränkt. Das heißt, die Ergebnisse sind nicht repräsentativ, da die Auswahl der Teilnehmenden nicht zufällig erfolgt, sondern auf der Eigenmotivation und Selbstselektion interessierter Personen beruht. Repräsentative Umfragen auf Basis einer Zufallsstichprobe hingegen verhindern bzw. minimieren mögliche Verzerrungen, um Rückschlüsse aus dem Antwortverhalten der Teilnehmenden auf eine größere Grundgesamtheit von Personen ziehen zu können, sind jedoch in der Regel auch mit höheren Kosten verbunden. Offene Umfragen eignen sich daher besonders gut, um Eindrücke zu Meinungs- und Stimmungsbildern schnell und ressourcenschonend zu ermitteln.
Repräsentative Umfrage
Eine repräsentative Umfrage zielt darauf ab, Ergebnisse und Erkenntnisse zu erzielen, die auf eine bestimmte Zielgruppe oder größere Population/Grundgesamtheit übertragen werden können. Dies wird durch eine Stichprobenziehung erreicht, bei der Personen, häufig proportional auf Basis bestimmter Merkmale (wie Alter, Geschlecht, Einkommen etc.), zufällig aus der Grundgesamtheit ausgewählt und zur Teilnahme eingeladen werden. Die Auswahl erfolgt dabei meistens aus dem Einwohnermelderegister. Der Fragebogen kann somit nur von einer bestimmten Gruppe von Personen, nämlich jenen, die auf Basis des Zufallsprinzips aus der Grundgesamtheit (gesamten Population/Zielgruppe) selektiert wurden, bearbeitet werden. Die Einladung zur Teilnahme erfolgt in den häufigsten Fällen postalisch, wodurch ein zusätzlicher logistischer und ökonomischer Aufwand im Vergleich zu offenen Umfragen entsteht. Dafür erlauben repräsentative Umfragen, zuverlässig Rückschlüsse aus den Antworten der Teilnehmenden auf eine größere Grundgesamtheit zu ziehen.
Ein Bürgerbegehren ist der Antrag der Bürgerinnen und Bürger, einen Bürgerentscheid durchzuführen. Dieser Antrag kann von jeder Bürgerin bzw. jedem Bürger eingereicht werden. Für den Erfolg des Antrags ist in den meisten Bundesländern das Erreichen bestimmter festgelegter Zustimmungsquoten erforderlich. Ist das Bürgerbegehren erfolgreich, d. h. werden die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten und die Zustimmungsquote per Unterschriftenliste erreicht, folgt ein Bürgerentscheid.
Das Bürgerbegehren zählt zu den Instrumenten der direkten Demokratie und nicht zur informellen Bürgerbeteiligung.
In Bürgerforen (auch Bürgergutachten oder Planungszellen genannt) kommen ca. 25 nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Bürgerinnen und Bürger an mehreren Tagen zusammen, um Entscheidungshilfen zu konkreten Sachfragen zu erarbeiten. Die Teilnehmenden werden für diesen Zeitraum von ihren arbeitstäglichen Verpflichtungen freigestellt und erhalten für ihre Teilnahme eine Vergütung. Der intensive Arbeitsprozess wird von neutralen Sachverständigen begleitet, die wichtige Grundinformationen zu den behandelten Thema bereit stellen. Die Ergebnisse der Gruppenarbeit werden in einem sogenannten Bürgergutachten zusammengefasst.
Bürgerforen sind relativ ressourcenaufwendig, da hohe konzeptuelle und organisatorische Anforderungen bestehen. Sie eröffnen nur einer verhältnismäßig kleinen Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern direkte Partizipationsmöglichkeiten.
Bürgerfragestunden bieten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, ihre Anliegen direkt und unvermittelt an die Verwaltung zu kommunizieren. Dafür werden wiederkehrende Termine eingerichtet, an denen die Bürgerinnen und Bürger ihre Fragen, Anregungen oder Ideen mündlich vortragen und direkt Stellungnahmen von Verwaltungsmitarbeitenden erhalten. Bürgerfragestunden können auch vor öffentlichen Sitzungen der politischen Gremien stattfinden und somit die Sitzungen um die Sichtweisen der Bürgerinnen und Bürgern ergänzen. Dieses Beteiligungsinstrument ist ressourcenschonend einsetzbar, kann aber nur einer begrenzten Anzahl an Bürgerinnen und Bürgern Gehör verschaffen. Bürgerfragestunden können auch online abgebildet werden (Modul „Fragen und Antworten“), wodurch einer größeren Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit eröffnet wird, ihre Fragen zu kommunizieren.
In einem Bürgerrat kommen zwölf zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger zusammen, um über einen Zeitraum von zwei Tagen für ein wichtiges kommunales Thema Problemlösungen zu erarbeiten. Dabei ist das Thema nicht vorgegeben, sondern wird von den Teilnehmenden selbständig identifiziert. Eine zurückhaltende Moderation stellt sicher, dass alle Teilnehmenden wahrgenommen und gleichberechtigt behandelt werden. Ziel ist es, das demokratiepolitische Verständnis der Bürgerinnen und Bürger zu stärken, indem eine konsensuelle Problemlösung selbstorganisiert erarbeitet wird. Durch die kleinen Gruppengrößen werden schnell gemeinschaftlich entwickelte Ergebnisse erreicht. Diese werden zum Abschluss des Verfahrens in einem öffentlich Statement festgehalten, das die Grundlage für weitere Diskussionen in der breiten Öffentlichkeit darstellt.
Beim Crowdmapping (auch Kartendiskussion, Kartenbeteiligung oder kartenbasierte Beteiligung genannt) können Ideen, Anregungen oder Vorschläge ortsbezogen auf einer Karte eingegeben werden. So können die Eingaben – im Unterschied zu rein textbasierten Beteiligungsverfahren – direkt einem bestimmten Ort zugeordnet werden, was Missverständnisse vermeidet. Die kartenbasierte Onlinebeteiligung eignet sich zum einen für Beteiligungsgegenstände mit konkretem Raumbezug (z. B. Verkehrsplanung, Mobilitätsplanung, Stadtplanung). Zum anderen ist dieses Verfahren prädestiniert, wenn die räumliche Verteilung von Ideen und Themenschwerpunkten wichtig ist, wie etwa bei der Neugestaltung einer Parkanlage. Teilweise lassen sich die interaktiven Karten mit anderen Tools koppeln, z. B. mit Diskussionsforen. Das Crowdmapping kommt häufig bei Verfahren der Stadtentwicklung zum Einsatz. Hier können alle Nutzenden ihre Ideen auf einer Karte verorten oder bereits vorhandene Vorschläge auf einer Karte ansehen, kommentieren und ggf. bewerten – siehe auch: Stadtentwicklung und Stadtplanung
Im Rahmen von Delphi-Befragungen wird eine Gruppe von Expertinnen und Experten in mehreren Runden strukturiert befragt. Delphi-Verfahren als Beteiligungsinstrumente rücken somit die Fachexpertise von Sachverständigen in den Fokus. Bürgerinnen und Bürgern sind in diesem Format nicht als Zielgruppe vorgesehen. Delphi-Befragungen können z.B. dazu genutzt werden, um Expertenurteile als Hintergrundinformationen zu Bürgerbeteiligungsmaßnahmen einzuholen.
Während eines Delphi-Verfahrens wird ein Fragebogen zu einem bestimmten Thema an eine Gruppe von Expertinnen und Experten verschickt. Der Rücklauf wird im Anschluss wissenschaftlich ausgewertet. Anschließend wird der ursprüngliche Fragebogen unter der Vorgabe, die anonymisierten Ergebnisse der ersten Befragung als Korrektiv des eigenen Urteils einzubeziehen, ein zweites mal an die Expertinnen und Experten übermittelt. Durch dieses strukturierte Vorgehen kann die Abweichung der Antworten reduziert und somit die Urteilssicherheit erhöht werden. Ziel des Verfahrens ist die Konsensbildung. Delphi-Befragungen setzen eine hohe Sachkenntnis über den Befragungsgegenstand voraus und müssen inhaltlich gut vorbereitet werden
Eine Dokumentkommentierung ermöglicht die gemeinsame Arbeit von Bürgerinnen und Bürgern an einem Schriftstück wie etwa einem Leitlinienentwurf oder an kommunalen Strategiepapieren. Dafür wird den Bürgerinnen und Bürgern eine Entwurfversion des Textes online zugänglich gemacht. Die Teilnehmenden können diese Entwurfsversion dann abschnittsweise kommentieren.
Bei einer Dokumentkommentierung bleibt die Originalversion des Textentwurfs jederzeit erhalten, eine Versionierung des Dokuments findet nicht statt. Dies ermöglicht es den Nutzenden, die bereits bestehenden Kommentare zu berücksichtigen und wirkt auf mehr Effizienz hin, indem Wiederholungen und Dopplungen vermieden werden. Im Anschluss werden die gesammelten Kommentare in eine neue Textversion überführt. Eine Dokumentkommentierung kann relativ schnell und ressourcenschonend auf einem Beteiligungsportal umgesetzt werden, indem ein zur Verfügung gestelltes Textdokument aufbereitet und eingelesen wird.
Fokusgruppengespräche sind ein- bis dreistündige moderierte Diskussionen in Kleingruppen von etwa vier bis 15 Teilnehmenden. Eine Moderation fokussiert die Diskussion innerhalb der Gruppe anhand eines Leitfadens auf ein bestimmtes Thema und gibt Gesprächsimpulse. Die Bürgerinnen und Bürger reagieren auf die Themensetzung und können sich authentisch äußern. Das Ziel von Fokusgruppen ist die detaillierte Dokumentation der Argumentationsmuster der Teilnehmenden.
Fokusgruppen eignen sich entsprechend dann als Beteiligungsinstrument, wenn nicht nur die Präferenzen der Teilnehmenden erfasst werden sollen, sondern zusätzlich auch die grundlegenden individuellen Argumentationsmuster von Interesse sind. Die Ergebnissicherung bei Fokusgruppen ist aufwendig, da Gesprächstranskripte wissenschaftlich ausgewertet werden müssen. Während der organisatorische Aufwand aufgrund der kleinen Gruppen relativ gering ist, muss die Moderation inhaltlich gut vorbereitet sein, um jederzeit die Gespräche zielführend steuern zu können.
Dieses Format bildet die „Bürgerfragestunde“ online ab. Die Bürgerschaft kann auf einer Beteiligungsplattform Fragen an Politik und/oder Verwaltung stellen. Die Antworten werden im Anschluss öffentlich gemacht, sodass alle Bürgerinnen und Bürger informiert sind und Duplikate vermieden werden. Im Gegensatz zu den traditionellen Bürgerfragestunden ist dieses Format zeit- und ortsunabhängig. Dadurch kann sehr niedrigschwellig auf die Kommunikationsbedarfe der Bürgerinnen und Bürger reagiert werden. Für Fragen & Antworten müssen genügend personelle Ressourcen in der Verwaltung freigehalten werden, damit ein zeitnaher und regelmäßiger Rücklauf der Antworten garantiert werden kann.
Mit Ideen- und Themensammlungen können Ideen, Vorschläge und Anregungen der Bürgerinnen und Bürger online gesammelt werden. Über einen variablen Beteiligungszeitraum hinweg und für verschiedene thematische Schwerpunkte angepasst, machen online abgebildete Ideen- und Themensammlungen die eingegangenen Ideen einzelner Bürgerinnen und Bürger für alle sichtbar. Dadurch können die Ideen unkompliziert kommentiert, ergänzt oder bewertet werden.
Ideen- und Themensammlungen sind für verschiedene Ziele einsetzbar. So kann dieses Werkzeug beispielsweise dazu genutzt werden, Namensvorschläge für die Umbenennung von Straßen oder Plätzen zu sammeln. Das Ziel einer Ideen- und Themensammlung kann aber auch sein, Diskussionsinhalte für Präsenzveranstaltungen online zu bündeln. Zudem lassen sich so Anregungen von Bürgerinnen und Bürgern kontinuierlich, ohne festen Beteiligungszeitraum, „über das Jahr hinweg“ sammeln.
Mit Maßnahmenkommentierungen können kommunale Maßnahmen öffentlich zur Diskussion gestellt werden. Auf einem Beteiligungsportal werden die Maßnahmen beschrieben und verschiedene Möglichkeiten zur Kommentierung und Bewertung bereitgestellt. Maßnahmenkommentierungen laufen in der Regel über vier bis acht Wochen.
Denkbar sind beispielsweise Kommentierungen von Routenvorschlägen für Fahrradwege oder Bewertungen von Planungsoptionen für die Umgestaltung öffentlicher Plätze. Neben der Beschreibung der Maßnahmen können auf Onlineportalen auch weiterführende Hintergrundinformationen zur Verfügung gestellt werden (etwa zum geschätzten Kostenrahmen oder zum geplanten Umsetzungszeitraum). Im Hinblick auf eine Bewertung der vorgestellten Maßnahmen durch die Nutzenden sind verschiedene Optionen möglich.
Eine Planungswerkstatt ist ein ein- oder mehrtägiger Workshop, bei dem Bürgerinnen und Bürger in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten ihre Interessen und Ideen in einen Planungsprozess einbringen. Planungswerkstätten eignen sich besonders, wenn komplexe Sachverhalte verhandelt werden sollen. Hier kommt das Alltagswissen der Bürgerinnen und Bürger und das Wissen von Expertinnen und Experten zusammen. Das können z. B. professionelle Planerinnen und Planer oder Mitarbeitende aus der Verwaltung sein. Das Format verbessert das Verständnis der teilnehmenden Laien für Planungsprozesse, während die Expertinnen und Experten vom Alltagswissen der Laien profitieren.
In Planungswerkstätten werden Ideen zur Nutzung und Gestaltung eines Planungsgebietes gesammelt, diskutiert und räumlich verortet. Um die Vorschläge darzustellen, kann mit Skizzen, Modellen oder Planmaterial gearbeitet werden.
Die Planungswerkstatt sollte von einer fachkundigen Moderation begleitet werden, die zwischen Laien und Fachleuten vermittelt. Planungswerkstätten sind aufwendig in der Vorbereitung, da Informationen und Materialien für Bürgerinnen und Bürger aufbereitet werden müssen.
Open Space-Beteiligungen sind sehr freie, mehrstündige Workshops, bei denen die Teilnehmenden weitgehend selbst über die Agenda der Veranstaltung bestimmen. Open Space-Veranstaltungen fördern die Kreativität und den intensiven Dialog zwischen den Teilnehmenden. Sie sind deshalb besonders dann als Beteiligungsformat geeignet, wenn die Entscheidungsspielräume sehr groß sind.
Nachdem die Themenschwerpunkte zu Beginn der Veranstaltung durch die Bürgerinnen und Bürger gesetzt sind, bilden diese selbständig Kleingruppen und diskutieren die Themen in Eigenregie. Den weiteren Veranstaltungsverlauf können die Teilnehmenden selbstständig organisieren. So ist es z. B. jederzeit möglich, die ausgewählte Gruppe zu verlassen und sich zu einer anderen Gruppe zu begeben.
Für Beteiligungsworkshops nach der Open Space-Methode sind keine umfangreichen inhaltlichen Vorbereitungen notwendig, da die inhaltlichen Schwerpunkte während des Veranstaltungsverlaufs von den Teilnehmenden (weiter-) entwickelt werden. Aufgrund seiner Offenheit ist dieser Beteiligungsansatz nicht zur Behandlung spezifischer Fragestellungen oder bei konfliktträchtigen Themen geeignet.
Ein Bürgerbeteiligungsprozess kann durch Standortbegehungen oder Stadtteilspaziergänge begleitet werden. Durch halb- bis dreistündige Ortsbegehungen können sich die Bürgerinnen und Bürger ein Bild der Umstände „vor Ort“ machen. Dadurch wird ein Beteiligungsprozess um eine „erfahrbare“ Ebene ergänzt. Die Bürgerinnen und Bürger begeben sich dafür direkt an die Orte, die Gegenstand der Beteiligung sind. Die während der Begehung vermittelten Informationen treffen dort mit dem visuellen und dem räumlichen Erleben der Teilnehmenden zusammen. Dadurch werden Zusammenhänge zwischen dem Alltagsleben der Bürgerinnen und Bürger und den Gegebenheiten „vor Ort“ beleuchtet.
Um einen zielgerichteten Ablauf sicherzustellen, sollten Standortbegehungen und Stadtteilspaziergänge durch eine orts- und sachkundige Moderation begleitet werden, die fundiert auf ortsbezogene Fragen antwortet. Standortbegehungen lassen sich sehr gut mit kartenbasierten Beteiligungsverfahren wie Crowdmappings begleiten.
Bei einem World-Café kommen die Teilnehmenden für ungefähr eine bis drei Stunden in kleineren Gruppen von ca. vier bis 20 Personen zusammen. Dabei tauschen sie sich in ungezwungener „Kaffeehausatmosphäre“ zu einem vorgegebenen Thema aus. World-Cafés eignen sich besonders, wenn in lockerer Atmosphäre innovatives Denken angeregt werden soll.
Die Diskussionen finden in aufeinanderfolgenden Gesprächsrunden von einer Viertel- bis halben Stunde an mehreren Plätzen statt. Die Teilnehmenden sollen verschiedene Sichtweisen auf Themen kennenlernen und voneinander lernen. Die Gesprächsführung wird von einer zurückhaltenden Moderation übernommen, die lediglich Impulse setzt. Da World-Cafeś von ihrer speziellen Atmosphäre leben, ist ein geeigneter Veranstaltungsort besonders wichtig.
Eine Zukunftswerkstatt bzw. Zukunftskonferenz ist ein Veranstaltungsformat, das kreativitätsfördernd wirkt und somit die Entwicklung von Zukunftsvisionen zulässt. In ein- oder mehrtägigen Präsenzworkshops werden dazu drei Arbeitsphasen durchlaufen. Eine erste Kritikphase rückt bestehende Probleme in den Fokus. In der zweiten Phase werden Visionen einer wünschenswerten Zukunft entwickelt. Diese werden dann in der der dritten Phase konkretisiert und ausformuliert. Mit Zukunftswerkstätten werden neue Sichtweisen auf bestehende Probleme ermöglicht. Die Teilnehmenden haben die Möglichkeit, gemeinsam Probleme zu verstehen und sich zur Lösung der Probleme kreativ auf Leitbilder zu verständigen. Zukunftswerkstätten / Zukunftskonferenzen sind relativ aufwändig in der Vorbereitung. Für eine erfolgreiche Umsetzung wird zum einen eine erfahrene Moderation benötigt. Zum anderen braucht es motivierte und aktive Teilnehmende.
Das Verfahren wird in der Regel auf regionaler und kommunaler Ebene eingesetzt – oft in Zusammenarbeit mit dem Stadtteilmanagement. Neben Bürgerinnen und Bürgern nehmen zudem oft auch Fachleute, Planungsbüros oder Interessengruppen wie auch Vertreterinnen und Vertreter aus Verwaltung und Politik an einer Zukunftswerkstatt teil.